2.1 Thermisch verwertete Abfallmenge
Die im Jahr 2018 gesamte thermisch verwertete Abfallmenge (4’041’685 t) hat gegenüber dem Vorjahr wenig zugenommen (30’660 t bzw. +0.76 %).
Diese geringe Zunahme ist kleiner als diejenige des BIP (3 %, vorläufige SECO-Schätzung für das Jahr 2018), wobei eine Koppelung zwischen BIP und thermisch verwerteter Abfallmenge über die Periode 2011–2018 kaum auszumachen ist (vgl. Abbildung 2.2). Zwischen 2010 und 2018 ist die thermisch verwertete Abfallmenge insgesamt um 8.3 % gewachsen, das BIP um 9.7 %. Diese scheinbare Entkoppelung zwischen BIP und thermisch verwertete Menge KVA ist vermutlich auf die begrenzte Kapazität der Schweizer KVA zurückzuführen. Die verbrannte Abfallmenge liegt seit 2016 über 4 Mio. Tonnen und die maximale Verbrennungskapazität scheint damit erreicht zu sein.
Die Änderung der verwerteten Abfallmengen zwischen 2017 und 2018 lässt sich in drei Komponenten aufteilen, die in Abbildung 2.3 dargestellt sind: Die Abfälle aus der Schweiz haben um 20’012 t zugenommen, wobei ein grosser Teil dieser Zunahme auf Lagerbewegungen (Bunker und Ballenlager) zurückzuführen ist. Die Importe haben sich stabilisiert (+124 t) und die verbrannte Klärschlamm-Menge hat wieder zugenommen (10’523 t), weil eine grosse Monoverbrennungsanlage einen längeren Ausfall hatte.
Die Importe haben sich gegenüber dem Vorjahr auf hohem Niveau stabilisiert (2017: +16’405 t, 2018: +124 t). Eine Zeitreihe der Importe nach Herkunftsland ist auf Abbildung 2.4 ersichtlich.
Die Importe aus Deutschland bleiben trotz einer leichten Abnahme sehr hoch, weil die Anlagen insbesondere in Süddeutschland an ihre Kapazitätsgrenzen stossen und die Entsorgungspreise für Industrie- und Gewerbeabfälle in den letzten Jahren stark angestiegen sind, was den Export in die Schweiz wirtschaftlich interessant macht. Das Gleiche gilt für das Vorarlberg. In Italien hat sich der akute Entsorgungsnotstand weiter zugespitzt. Deponien sind voll oder werden auf Druck der EU geschlossen, es gibt aber keine ausreichende Verbrennungskapazität, um die Menge abzufangen. Dieses Phänomen (Umsetzung des Deponieverbotes ohne Ausbau der Verbrennungskapazität) ist in der ganzen EU zu beobachten.
Zu den Abfallimporten ist ausserdem zu vermerken, dass ausländische Abfälle bei ihrer Verbrennung gleich viel CO2 freisetzen, ob die Verbrennung in der Schweiz oder in ihrem Herkunftsland stattfindet. Bei einer Verbrennung in der Schweiz sind aber die Transportwege unter Umständen kürzer: Von Lörrach (D) aus liegt die nächste KVA in Basel, von Feldkirch (Ö) in Buchs (SG) und von Konstanz (D) in Weinfelden (TG).
Italienische Abfälle können mangels Kapazität gar nicht in Italien verbrannt werden. Sie werden entweder nach Nordeuropa transportiert und verbrannt, oder in Italien deponiert. In beiden Fällen führt die Verbrennung in Schweizer KVA zu einer tieferen gesamten Umweltbelastung.