Finanzierung von Carbon Capture auf KVA 

Mit dem Titel „Milliardenausgaben für das Klima: Der Kehrichtsack könnte bald bis fünf Franken kosten“ hat die NZZ am 24. November einen Artikel zur Finanzierung von Carbon-Capture-Technologien bei Schweizer KVA veröffentlicht. Der VBSA begrüsst die Aufmerksamkeit, welche der Artikel in der Schweizer Medienlandschaft generiert hat. Denn die Diskussion über die Finanzierung der Klimapolitik ist notwendig. 

Klar ist, dass das Ziel von Netto-Null-Emissionen nicht ohne Investition zu erreichen ist. Wichtig ist jedoch, dass die Debatte der Finanzierung auf einer soliden Faktenbasis geführt wird. Einige Aussagen im Artikel verdienen deshalb eine Einordnung. 

„Bald“ bedeutet 2050 

Der Titel suggeriert eine rasche Verdoppelung der Kehrichtsackpreise. Ein Blick in den Artikel zeigt jedoch: Mit „bald“ ist das Jahr 2050 gemeint. Bis dahin -in den nächsten 25 Jahren- könnte sich der 35-Liter-Sack um maximal zwei Franken verteuern.

Was heisst das konkret? Heute verbraucht jede Person in der Schweiz im Schnitt 20 Säcke pro Jahr. Eine Preiserhöhung um zwei Franken pro Sack würde also 40 Franken Mehrkosten pro Jahr bedeuten – und das erst im Jahr 2050. 

Keine einseitige Belastung der Haushalte 

Die Kosten für die Dekarbonisierung der Abfallentsorgung werden nicht allein von den Haushalten getragen. Der grösste Teil der in Schweizer KVAs verbrannten Abfallmenge stammt von Industrie- und Gewerbe. Bei einer Gebäudesanierung fallen beispielsweise viel Altholz, abgetragenes Isolationsmaterial und abgenutzte Bodenbeläge an. Diese brennbaren Bauabfälle sollen genauso finanziell belastet werden wie der Abfall aus den Haushalten. Die Mehrkosten bei einer Gebäudesanierung werden sich deswegen um einige hundert Franken erhöhen und somit im Promillebereich der Gesamtkosten liegen.  

CO₂-Abscheidung: Kosten und Nutzen 

Mit diesen zusätzlichen Beiträgen – Maximum 40 Franken pro Person und Jahr sowie den Anteilen der Wirtschaft – könnten jährlich etwa vier Millionen Tonnen CO₂ aus KVA-Abgas abgeschieden und gespeichert werden. Damit käme die Schweiz ihrem Netto-Null-Ziel einen grossen Schritt näher. 

Zudem sprechen viele Gründe dafür, dass die tatsächlichen Kosten im Jahr 2050 tiefer ausfallen werden. Sobald ein internationales CO₂-Pipelinenetz existiert und Schweizer KVAs ihre Negativemissionen vermarkten können, dürfte der Aufschlag unter zwei Franken pro Sack bleiben. 

Negative Emissionen als Einnahmequelle

Von den vier Millionen Tonnen CO₂, die aufgefangen werden könnten, wenn alle KVA mit Capture-Anlagen ausgestattet wären, sind etwa 60 % biogenen Ursprungs. Dieses CO₂ entsteht bei der Verbrennung von Biomasse wie Altholz oder Klärschlamm und wird durch die Abscheidung und anschließende Speicherung endgültig aus dem Klimakreislauf entfernt.

In Zukunft dürften diese negativen Emissionen handelbar sein. Branchen, die ihre Emissionen nicht vollständig reduzieren können, wie beispielsweise die Luftfahrt, werden sie kaufen müssen. Die dadurch erzielten Einnahmen werden dazu beitragen, die Gesamtkosten für die Abscheidung und Speicherung von CO₂ zu senken.

Infrastruktur und Perspektiven

Um Millionen Tonnen CO₂ effizient und kostengünstig zu transportieren, ist ein internationales Pipelinenetz unerlässlich. Aus technischer Sicht wäre ein solches CO₂-Netz einfacher zu realisieren als das bestehende Erdgasnetz.

Je weiter der Aufbau dieses transeuropäischen CO₂-Transportsystems voranschreitet, desto geringer werden die Transportkosten und damit auch die Belastung für Haushalte und Wirtschaft. Zusammen mit der Kommerzialisierung negativer Emissionen ist dies ein weiterer Grund, warum der 35-Liter-Müllsack im Jahr 2050 kaum fünf Franken kosten wird.

Fazit 

Die NZZ hat mit ihrem Artikel eine wichtige Diskussion angestossen. Entscheidend ist nun, dass die Kosten und Chancen der CO₂-Abscheidung realistisch und differenziert betrachtet werden. Die nötigen Investitionen in Carbon Capture bedeuten keinen Kostenschock, sondern eine planbare, langfristige Massnahme für den Klimaschutz – mit grossem Nutzen für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. 

Der VBSA freut sich über die überparteiliche politische Unterstützung für diesen gemässigten Finanzierungsansatz. Wir sind zuversichtlich, dass der von Nationalrat Müller-Altermatt angekündigte Vorstoss eine Mehrheit finden kann.